Gleichnis

Ein altgewordener, von den Spuren des Lebens gezeichneter und an ihnen gereifter Förster saß am Fenster seiner Küche im Forsthaus und schaute den Bäumen zu, wie sie sich im Wind hin und her wiegten. Da gab Gott ihm dieses Gleichnis:

Der Baum steht still, die Sonne scheint und es ist warm.
Da ziehen Wolken auf am Himmel.
Ein leichter Windstoß kommt.
Die Zweige wiegen sanft hin und her, die Blätter rauschen.
Der Wind wird stärker;
je stärker der Wind weht, desto mehr neigt sich der Baum.

Ein Sturm kommt auf;
Einige Blätter fallen, dürre Äste brechen ab.
Aber eigentlich tut es dem Baum nicht weh.
Er steht nach dem Sturm ebenso stolz und aufrecht wie vorher.

Es kommt ein starker Regen, aber der Baum nimmt keinen Schaden.
Hagel lässt ihn einige Blätter und Zweige verlieren,
aber er erholt sich schnell.

Der Winter kommt, und die Blätter fallen.
Kahl und arm sieht er aus, der Baum.
Aber er steht fest am selben Ort.
Es kommt aber auch wieder der Frühling und der Baum erstrahlt in einem herrlichen Kleid mit frischem Grün und wunderbaren Blüten.

Es mag eine Zeit der Dürre kommen, ohne erfrischendes, lebenspendendes Wasser.
Aber auch das kann dem Baum nicht schaden.
Denn seine Wurzeln greifen tief und sind fest verankert in der Erde.
Er steht immer fest gegründet am selben Ort.
Sein Kleid erstrahlt immer wieder in neuem Glanz.

Ebenso wie diesem Baum ergeht es dem Menschen, der seine Wurzeln fest gegründet hat in einem Glauben, der am Himmel festgemacht ist.

Es mögen Stürme des Lebens kommen, Zeiten der Dürre, wie bei dem Baum.
Der Mensch aber, der sein Leben fest verankert hat in der Hoffnung und im Glauben an Jenseits der Todesgrenze, der wird nicht fallen.
Er wird fest am selben Ort stehen bleiben wie der Baum.
Er wird keinen Schaden nehmen, auch wenn es um ihn herum stürmt und tobt.
Denn Gott, der Herr des Himmels und der Erde, wird ihm immer wieder lebenspendenden Regen und Sonne schenken, ihm Glück und Frieden geben.